»Ist es nicht schon zu spät, unser Verhalten und damit alle Beziehungsprobleme zu unserem Kind zu ändern?«, fragen viele Eltern besorgt, wenn sie das eine oder andere Fehlverhalten an sich und damit auch an ihrem Kind erkennen.
KONZENTRUM möchte Ihnen an dieser Stelle Mut machen und versuchen, dies sogar durch Aussagen von namhaften Wissenschaftern zu belegen: Es ist niemals zu spät, etwas zu ändern! Man muss sich nur möglichst authentisch darauf einlassen und ein wenig Mühe und Konsequenz aufbringen.
Eine gute Nachricht gibt es jedenfalls an dieser Stelle sogar für jene, die fest daran glauben, dass bei ihrem »Zappelphilipp« oder ihrer »Chaos-Prinzessin« ohnehin bereits alles »gegessen« sei:
Frühere Erkenntnisse, dass unser Gehirn sich bis zum 25. Lebensjahr ausbildet und danach unveränderbar bleibt, gelten mittlerweile als überholt. Unser Gehirn hat ein Leben lang die Fähigkeit, sich nach Bedarf umzubilden, sich also der von uns vorgegebenen »Verwendung« anzupassen. Mit anderen Worten: Wir sind nicht so, wie unser Gehirn es uns vorgibt, sondern unser Gehirn ist so wie wir es gebrauchen.
Der amerikanische Psychologie und Philosoph (Pragmatist) Dr. William James, Begründer der amerikanischen Psychologie (Harvard University), unter anderem bis 1895 Präsident der Society for Pschychical Research, formuliert es ganz pragmatisch so: »Unser Gehirn ist nichts anderes als ein Sammelort für Gebrauchsspuren.«
Also dürfte der berühmte Mediziner schon im auslaufenden 19. Jahrhundert gewusst oder zumindest geahnt haben, was die moderne Wissenschaft heute allmählich zu Tage fördert: Das Phänomen der »neuronalen Plastizität«.
Wissenschaftler wie der Schweizer Professor Dr. Lutz Jäncke von der Universität Zürich formulieren es so: »Neben dem vermeintlich passiven Abbau der Hirnsubstanz gibt es einen durch Erfahrung modifizierten Umbau des Hirngewebes.«
Unserer Experten von KONZENTRUM formulieren es leichter verständlich:
Für alle die glauben, es sei für eine Verbesserung einzelner Symptome und Verhaltensbesonderheiten bereits zu spät, kann Entwarnung gegeben werden! Auch bei noch so fest verankerten »schlechten« Verhaltensmustern oder signifikanten Symptomen, deren Ursprung in der menschlichen Psyche liegen, ist durch etwas Geduld und konsequentem Training sowohl vor als auch in der Pubertät und noch lange danach eine Veränderung bzw. eine Verbesserung möglich.
Unser Gehirn verändert sich also ständig durch alles was wir erleben oder tun. Es ist flexibel und plastisch, kann jederzeit durch ständigen entsprechenden »Gebrauch« neue Synapsenstrecken ausbilden und auch »fehlerhafte Schaltungen« deaktivieren, da es stets in der Lage ist, jede Art von Signal zu empfangen und für einen späteren ähnlichen Gebrauch zu verarbeiten.
Fallbeispiel: »Einparker«
Als vor dem Auto des 21-jährigen Stefan ganz plötzlich und unerwartet ein Anderer sein Fahrzeug in die einzige verbliebene Parklücke schiebt, gerät Stefan in Rage: Er flucht, schreit, kurbelt das Fenster hinunter und beginnt eine höchst unfeine Konversation mit dem dreisten »Parkplatzräuber«. Stefan hat allerdings bisher noch nie auf diese Weise reagiert! Doch heute hat der junge Mann, der übrigens seit seinem zwölften Lebensjahr mit der Diagnose ADHS lebt, einen sehr hektischen Tag hinter sich. Die wütende Reaktion ist für ihn selbst eher unerwartet gekommen.
Zeitsprung: Etwa drei Wochen später gerät Stefan in eine ähnliche Situation an einem Supermarkt. Er spürt auf einmal ungewöhnlich stark, wie schwer es ihm fällt, ruhig zu bleiben. Und es gelingt ihm auch nicht: Ganz impulsiv beginnt er wieder zu schreien, zu fluchen und den vorwitzigen »Drängler« zu beschimpfen. Heute allerdings ist dieses Verhalten für Stefan nicht mehr ganz so überraschend gekommen.
Wir ahnen nun schon, worauf unser Fallbeispiel hinausläuft: In vergleichbaren Situationen wird Stefan wohl kaum mehr ruhig und ausgeglichen, vielleicht sogar mit einem Lächeln reagieren. Stefans Gehirn hat durch die Art und Weise wie er es »gebraucht hat« gelernt, ab nun mit Wut und Zorn zu reagieren. Eine neue Verhaltensweise ist geboren! Unwillkürlich fragen wir uns: »Wie sind wohl unzählige andere Autofahrer zu einem vergleichbaren Verhaltensmuster gekommen?«
Nach diesem sicher anschaulichen Fallbeispiel können wir leicht ermessen, wie die neuronale Plastizität funktioniert. In Stefans Fall hat sich eine negative Verhaltensweise aufgrund der begleitenden Umstände (Tagesüberlastung) einfach neu ausgebildet. Dass das natürlich auch umgekehrt geht, wollen wir ganz klar festhalten. Das Problem dabei ist: Dieser umgekehrte Weg ist natürlich ungleich mühevoller und dauert sicherlich ein wenig länger als beispielsweise Stefans »Neuerwerbung«.
Man gewöhnt sich eben Routinen an, die eine positive Veränderung oft sehr nachhaltig verhindern. Man muss sich dann um eine Verbesserung oder eben eine »neue Schaltung« im Gehirn mittelfristig und konsequent bemühen.
Solange wir nicht stur an erlernten, oder wie die Fachleute es nennen »sozialisierten«, Mustern und Erkenntnissen festhalten, ist noch lange nichts verloren…
Dieselbe Quelle die es uns erlaubt das Gehirn zu verändern, ist auch
gleichzeitig die Quelle der größten Sturheit.
William James (»Das plastische Paradoxon«)
Wir von KONZENTRUM sind zuversichtlich:
Allein das Wissen, dass es wirklich möglich ist, Verhaltensoriginalitäten sogar an ihrem Ursprungsort - dem Gehirn - auszumerzen, ist doch ein angenehmer und zutiefst erleichternder Blickwinkel, oder?